Bisexuelle haben es auch heute noch nicht leicht. Auch, wenn unterschiedliche sexuelle Ausrichtungen in der heutigen Gesellschaft besser akzeptiert sind als früher, müssen sich Homosexuelle und Bisexuelle nach wie vor mit diversen Unwahrheiten und Gerüchten auseinandersetzen und dagegen vorgehen. Wir haben für euch die dümmsten Gerüchte zum Thema Bisexualität zusammengestellt, damit Ihr Euch dieses Blödsinns bewusst seid und Euch bewusst dagegen stellen könnt und dadurch bei allen anderen auch im Bewusstsein ankommt:
1. Bisexuelle können sich nicht entscheiden
Eines der hartnäckigsten Gerüchte zur Bisexualität besteht darin, dass viele Menschen glauben, dass sich Bisexuelle in einer Partnerschaft nicht für ein Geschlecht entscheiden können. Die Folge soll früher oder später eintretende Untreue sein, da der Bi-Mensch die Sexualität mit dem jeweiligen Geschlecht vermisst. Wenn jemand mit bisexueller Veranlagung mit einer Frau zusammenlebt, soll er automatisch früher oder später mit Männern fremdgehen und umgekehrt. Das ist allerdings kompletter Blödsinn. Natürlich kann sich jemand mit einer Bi-Veranlagung dauerhaft für einen festen Partner entscheiden und treu sein. Ob er oder sie treu ist, ist nicht Frage der sexuellen Ausrichtung, sondern sollte ausschließlich eine Frage sein, die die Partner unter sich ehrlich klären. Wieviel Treue sich jemand in einer Partnerschaft wünscht und wieviel er zu geben bereit ist hat mit der sexuellen Ausrichtung nicht zu tun.
2. Bisexuelle sind wahllos
Manchmal wird auch behauptet, dass Bisexualität mit sexueller Wahllosigkeit einhergeht. Dieser Punkt ist ähnlich wie das entsprechende Gerücht, das Schwule betrifft. Natürlich gibt es bei einer bisexuellen Veranlagung letztendlich eine größere Auswahl an möglichen Partnern. Dennoch gilt auch hier, dass die Lust auf immer neue fremde Haut mit der Persönlichkeit zusammenhängt und nichts mit der sexuellen Vorliebe zu tun hat.
3. Alle Frauen haben eine Bi-Veranlagung
Viele Männer glauben, dass alle oder fast alle Frauen eine Bi-Veranlagung hätten. Diese Annahme zur weiblichen Bisexualität stammt wahrscheinlich aus Porno-Filmen, bei denen die Darstellerinnen häufig keine Unterschiede zwischen Mann und Frau machen und für alles offen sind. Das entspricht aber nicht den tatsächlichen Verhältnissen. Es gibt ungefähr gleich viele Männer und Frauen mit bisexuellen Wünschen. Ein möglicher Unterschied besteht allerdings in der Bereitschaft, die Wünsche in die Tat umzusetzen. Frauen sind eher bereit, es einmal mit einer anderen Frau zu probieren, wenn sie bisexuelle Fantasien haben für Männer ist die soziale Akzeptanz und damit die Hemmschwelle es auszuprobieren leider immernoch wesentlich höher.
4. Frauen spielen Bisexualität nur vor
Ein anderes Gerücht zur weiblichen Bisexualität besteht in der Annahme, dass Frauen nur mit anderen Frauen rummachen, um Männer zu erregen. Auch das ist so keine allgemeingültige Tatsache. Selbstverständlich gibt es Frauen, die Männer und Frauen mögen und mit beiden (sexuelle) Beziehungen eingehen. Einzelfälle, die zum Beispiel auf wilden Parties vorkommen, lassen nicht auf das Verhalten aller bisexueller Frauen schließen. Je nachdem wie weit das Spiel geht können Berührungen und Küsse unter Frauen auch einfach Ausdruck einer Sinnlichkeit sein, die es zwischen allen Menschen geben kann, allerdings auch hier ist die gesellschaftliche Hemmschwelle für Männer wieder höher. Was wiederum bedeutet, dass man Männern ganz bewusst diesen Freiraum auch einräumen muss um experimentieren zu dürfen.
5. Bi-Menschen nehmen, was sie kriegen können
Ein besonders unangenehmes Gerücht besteht in der Behauptung, dass Bisexuelle das nehmen müssen, was sie kriegen können und nur deshalb bisexuell sind. Diese beinhaltet die Annahme, dass Menschen mit bisexuellen Verhältnissen generell unattraktiv seien. Klar ist, dass das nicht der Fall ist. Bereits die Beispiele einiger bisexueller Prominenter zeigen, dass es sehr attraktive Menschen gibt, die Männer und Frauen lieben.
6. Bisexualität ist nur eine Phase
Auch, wenn häufig das Gegenteil behauptet wird: Bei den meisten Erwachsenen sind bisexuelle Gefühle keine Phase mit begrenzter Dauer. Etwas anderes gilt nur für Jugendliche, die ihre Veranlagung erst entdecken und dabei unter Umständen eine schwule oder lesbische Phase erleben. Wer sich im Erwachsenenalter zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt, behält diese Empfindungen in den meisten Fällen.
7. Es gibt keine Bisexuellen
Auch Schwule und Lesben verbreiten manchmal gern, dass es keine bisexuellen Menschen gäbe, sondern dass die sexuelle Orientierung auf ein einziges Geschlecht festgelegt wäre. Wer sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, soll seine Homosexualität nur nicht “anerkennen” und in gesellschaftlichen Normen verhaftet sein. Auch das entspricht nicht den Tatsachen. Es gibt auf jeden Fall Menschen, die mit Männern und mit Frauen gleichermaßen (sexuell) glücklich werden können.
8. Eine bisexuelle Veranlagung ist “heilbar”
Ein besonders böses Gerücht, das vor allem in konservativen und kirchlichen Kreisen erzählt wird, besagt, dass eine bi- oder homosexuelle Veranlagung “heilbar” sein soll. Auch dies wird von Fachkreisen nicht bestätigt. Während es vor einigen Jahrzehnten noch versucht wurde, eine nicht-heterosexuelle Orientierung mittels Psychotherapie zu behandeln, sieht man heute weder Möglichkeit noch Anlass dazu. Die meisten bisexuell Veranlagten möchten ohnehin nicht in irgendeiner Form behandelt werden, sondern nehmen ihre Wünsche so an, wie sie sind.
Bilder von Linzi über Flickr mit CC BY 2.0 Lizenz und michaklootwijk / dollarphotoclub
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