Der Besuch im Swingerclub oder die Teilnahme an einer privaten Swinger-Party stellt nur noch für die wenigsten Menschen den Verfall von Sitte und Moral dar. Ganz im Gegenteil! Immer mehr Menschen bekennen sich öffentlich zu diesem Sexualverhalten. Kein Wunder also, dass entsprechende Etablissements und private Partyveranstaltungen wie Pilze aus dem Boden schießen. Da wird es doch Zeit, sich diesem Thema von der wissenschaftlichen Seite zu nähern. Das dachte sich auch die Soziologin Miriam Venn, die als wissenschaftliche Koordinatorin an der Universität Wuppertal tätig ist. Also beschloss sie ihre Doktorarbeit über dieses Thema zu schreiben. Einschlägige Erfahrungen hatte die 31-jährige bereits gemacht, da sie sich einen Teil ihres Studiums finanzierte, indem sie fünf Jahre lang als Tresenkraft in einem Swingerclub arbeitete. Derart vorbelastet, war es nur noch ein kleiner Schritt, bis die Doktorandin einer Professorin vorschlug, eine ethnologische Studie zu diesem Thema zu schreiben. Dadurch ergab sich die Notwendigkeit, dass sie sich erneut “unters Volk” mischte. Also besuchte unzählige sie Swingerclubs und studierte sich von einer Swinger-Party zur anderen, um herauszufinden, was in der Szene so abgeht.
Swingen ist vielfältiger geworden
Miriam Venn verbrachte etliche Wochenenden in diversen Swingerclubs und auf den unterschiedlichsten Swinger-Partys und kam dabei zu interessanten Ergebnissen. Nach ihrer Einschätzung ist das Swingen in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. So scheint es innerhalb der Swinger grundsätzlich mehrere Lager zu geben. Da ist zum einen die alte Garde, die ihre bevorzugten Etablissements besucht. Diesen Swingern geht es hauptsächlich um den sexuellen Aspekt. Oftmals kommt es dabei zum Partnertausch aber das ist kein Muss. Darüber hinaus gibt es diverse männliche und weibliche Singles, die den Swingerclub mit eindeutigen Absichten besuchen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Neuswinger, die hohe Ansprüche an das Event an sich haben. Sie legen mehr Wert auf eine tolle Location, ein exquisites Catering, ein ausgefallenes Motto und gute Musik. Bei diesen Swingern steht die frivole Party im Vordergrund. Wenn es dabei zum Sex kommt, ist das so quasi das i-Tüpfelchen der ganzen Geschichte.
Last, but not least existiert eine semiprofessionelle Swingerszene, bei der die Swinger-Party in den eigenen vier Wänden eines Teilnehmers stattfindet. Diese Paare lernen sich in der Regel über Internetplattformen, in Swingerclubs oder auf einer Swinger-Party kennen. Im kleinen intimen Kreis trifft man sich anschließend ganz privat zu Hause. Der Abend beginnt häufig mit ganz profanen Geselligkeiten, wie gemeinsam kochen, spielen oder Filme gucken. Obwohl das Ende bei diesen Veranstaltungen grundsätzlich offen ist, kommt es im Laufe des Zusammenseins dann irgendwann auch zum erotischen Tête-à-Tête.
Ob Club oder Swinger-Party, der Swinger ist seines Glückes Schmied
Miriam Venns ethnologische Studie auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, zeigt sie eines zumindest deutlich – auch der Swinger ist seines Glückes Schmied. Die Szene ist deutlich größer geworden und die Möglichkeiten vielfältiger. Für welche Form des Swingens man sich entscheidet, muss wohl jeder für sich selbst bestimmen. Doch das dürfte bei der großen Auswahl wohl nicht allzu schwierig sein. Wichtig ist nur, dass man aufgeschlossen für Neues ist. So kann man ganz entspannt die verschiedenen Angebote ausprobieren, um sich seine eigene Meinung zu bilden. Denn egal, ob Swingerclub oder Swinger-Party, der Grundsatz, dass ein Nein ein Nein ist, gilt auf allen Veranstaltungen.
Bilder von Onkel Otto Bar Mannheim über Flickr mit CC BY 2.0 Lizenz
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